In den letzten zehn Jahren hat sich die Formel E von einer experimentellen Motorsportserie zu einem Maßstab für Sicherheit, Nachhaltigkeit und Innovation entwickelt. Mit zunehmender Aufmerksamkeit für den Fahrerschutz, nachhaltige Regulierungen und Echtzeitüberwachung setzt die Elektroserie heute neue Standards, die viele traditionelle, benzinbetriebene Meisterschaften in den Schatten stellen. Stand Februar 2025 definieren diese Fortschritte nicht nur den Elektro-Motorsport neu, sondern beeinflussen auch zunehmend die Reglements anderer Rennserien.
Die Formel E hat neueste Sicherheitstechnologien schnell integriert, die in traditionellen Serien oft noch als optional gelten. So sind alle Gen3-Rennwagen nun mit verstärkten Halosystemen ausgestattet, die speziell auf leichtere Kohlefaser-Chassis angepasst wurden. Während ähnliche Systeme auch in der Formel 1 existieren, bieten die Strukturverstärkungen der Formel E andere kinetische Eigenschaften bei Kollisionen.
Die in der Saison 2023–24 eingeführte biometrische Überwachung aller Fahrer ist mittlerweile verpflichtend. Dadurch erhalten medizinische Teams Echtzeitdaten zu den Vitalwerten der Fahrer, was eine schnellere Reaktion bei Unfällen ermöglicht. Diese Technik geht weit über den aktuellen Stand in den meisten benzinbetriebenen Serien hinaus.
Ein herausragendes Beispiel ist das „Smart Battery Disconnect“-Protokoll, das Anfang 2025 eingeführt wurde. Dieser Sicherheitsmechanismus trennt die Batterie bei einem Aufprall sofort und präzise, wodurch das Risiko von elektrischen Bränden erheblich reduziert wird – ein klarer Vorteil gegenüber den mechanischen Kraftstoffabschaltungen traditioneller Fahrzeuge.
Alle Gen3-Wagen müssen nun neue Crashtests bestehen, die realistische urbane Rennbedingungen simulieren – darunter Betonbarrieren, unebene Oberflächen und enge Kurvenradien. Diese Neuerungen spiegeln die Streckencharakteristik der Formel E wider und setzen neue Maßstäbe im Motorsport.
Zudem wurden „Modulare Aufprallzonen“ an den Seitenkästen eingeführt, die die Energie bei seitlichen Einschlägen effizienter absorbieren. Dieses ursprünglich aus der Luftfahrt stammende Konzept wurde nun erfolgreich im Rennsport adaptiert.
Auch die Monocoque-Struktur aus Kohlefaser wurde überarbeitet und besteht nun aus mehrschichtigen, richtungsabhängigen Geweben, die den Aufprall effektiver abfedern. Das verbessert nicht nur die Sicherheit, sondern reduziert gleichzeitig das Fahrzeuggewicht.
Neben den Fahrzeugen selbst wurde auch die Streckensicherheit der Formel E deutlich verbessert, etwa durch mobile, modulare TecPro-Barrieren. Diese lassen sich in engen Stadtumgebungen rasch installieren und absorbieren Aufprallkräfte deutlich besser als klassische Reifenstapel oder Betonwände.
Seit der Saison 2024–25 verfügen alle Strecken über digitale Flaggenwarnsysteme, die direkt auf dem Cockpit-Display angezeigt werden. Diese visuelle Alarmierung erhöht die Reaktionsfähigkeit der Fahrer, insbesondere auf engen Stadtkursen mit eingeschränkter Sicht. Während die Formel 1 ähnliche Systeme testet, ist die Formel E bereits vollständig ausgestattet.
Auch die Rennleitung profitiert von KI-gestützter Unfallprognose, die mithilfe hunderter Sensoren in Fahrzeugen und auf der Strecke mögliche Zwischenfälle frühzeitig erkennt. Dadurch lassen sich Safety-Car-Phasen gezielter einleiten und Reaktionszeiten verkürzen.
Die medizinischen Einsatzteams an der Strecke sind nun mit AR-Headsets ausgestattet, die Vitaldaten der Fahrer und Fahrzeugstatus in Echtzeit anzeigen. Diese 2024 in Seoul getestete Technologie wurde 2025 flächendeckend eingeführt und verbessert die medizinische Erstversorgung erheblich.
Formel E führt außerdem jährlich über 120 simulationsgestützte Unfallszenarien durch, deren KI-Modelle kontinuierlich aktualisiert werden. Dies stärkt nicht nur die Einsatzbereitschaft der Teams, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Notfallausrüstung und -protokollen.
Ein weiteres Novum ist die enge Einbindung lokaler Rettungsdienste bei Stadtstreckenrennen, bei denen Evakuierungsrouten bereits im Vorfeld geplant und per Satelliten-Dashboard in Echtzeit aktualisiert werden. Dieses Maß an Logistikkoordination ist im Motorsport bisher einzigartig.
Beeindruckt vom Fortschritt der Formel E hat die FIA begonnen, bestimmte Sicherheitsstandards in ihre Regelwerke anderer Klassen zu integrieren. So flossen etwa die Energieabsorptionsdaten der Gen3-Fahrzeuge in die Reglements der LMP2-Endurance-Serie 2025 ein.
Ebenso hat die Initiative der Formel E, Batterien zertifiziert isolieren zu lassen, Diskussionen in elektrischen Tourenwagenserien und sogar in der allgemeinen EV-Produktion ausgelöst. Die Serie fungiert somit nicht nur als Rennplattform, sondern auch als Labor für Sicherheitsinnovationen.
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem erklärte im Januar 2025: „Die biometrischen Sicherheitsinitiativen und Crashsimulationen der Formel E haben die Messlatte für alle Disziplinen angehoben.“ Diese Anerkennung unterstreicht die Führungsrolle der Serie in Sachen Sicherheit.
Für 2026 plant die Formel E die Einführung sogenannter „Driver-Centric Cockpit Pods“ – maßgeschneiderte Sicherheitszellen, die individuell auf die Physiologie des Fahrers abgestimmt sind. Ein Fortschritt gegenüber den bisherigen Einheitslösungen.
Auch die Entwicklung von Helmen mit Graphen-Verstärkung ist weit fortgeschritten. In Zusammenarbeit mit Forschungsteams aus Zürich werden derzeit Prototypen getestet, die ab 2027 motorsportweit eingesetzt werden könnten.
Abschließend wird aktuell über den Einsatz von Drohnen zur Echtzeitüberwachung während der Rennen diskutiert. Das System soll beim Monaco ePrix 2025 erstmals zum Einsatz kommen und die Unfallerkennung weiter verbessern.